TagLiteratur Kurzliteratur

110. LÖSUNGEN

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von Carolus Borromeus in “Unweisheiten aus der Provinz”

Montag, den 2. November 2020

Es gehört zu unseren Stärken, die Probleme von anderen lösen zu können.

Insbesondere von denjenigen, die keinen Wert darauf legen.

Wir selbst kommen nicht aus unserem Sumpf heraus, und legen wenig Wert auf Lösungen, die von anderen vorgeschlagen werden.

Schade eigentlich für die anderen.

108. AUßERGEWÖHNLICH TRAURIGES GERÄUSCH

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von Carolus Borromeus in “Unweisheiten aus der Provinz”

Montag, den 26. Oktober 2020

Das Dieselmotörchen unseres Untermittelklassedienstwägelchens verhehlt nicht die Schwierigkeit der Aufgabe, die wir ihm Tag für Tag bei unserer wilden Hetzjagd nach immer neuen Kunden stellen.

Plötzlich gibt es ein jaulendes und außergewöhnlich trauriges Geräusch von sich, der Zahnriemen oder das Getriebe, oder Beides, oder auch noch was anderes will nicht länger im Dienste unseres ROI stehen.

Während der langwierigen Reparaturarbeit unseres Dieselmotörchens finden wir in unserem kahlen Büro endlich Zeit, unser akquisitorisches Treiben statistisch aufzubereiten.

Komisch, um unseren ROI stand es auch bereits vor dem tragischen Vorfall nicht zum Besten.

107. ZUSAMMENSTOß

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von P. OPVEA in “Klarstellungen von unterhalb der Hinterbank”

Montag, den 26. Oktober 2020

Im Jahre unseres Herrn Jesus Christus 2014 hatten wir einen Zusammenstoß mit einem Döner vegan und erlitten eine Niederlage.

Seit diesem Vorfall setzen wir uns ehrenamtlich für die Völkerverständigung ein.

106. FÜHRUNGSAUFGABEN

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von Carolus Borromeus in “Unweisheiten aus der Provinz”

Montag, den 19. Oktober 2020

Angekommen im Raucherclub unseres Lieblingskneipenwirtes schallt uns durch den dicken Essens- und Tabakdunst hindurch gleich der  aufreizende Lärm aus durchaus nicht unhübschen weiblichen Kehlen ans Ohr.

Nach ein paar Bierchen oder so, dominieren wir schon durch eigene Lautstärke als Vorspiel für größere Führungsaufgaben die ganze weibliche Kneipenschar.

Wir meinen: aus uns soll noch einmal was werden.

Unser Lieblingskneipenwirt sagt uns vertrauensvoll, dass er den Anspruch erhebt, feststellen zu dürfen, dass er der Meinung ist, berechtigt glauben zu können, dass unsere Ansicht Kenntnis verrät.

105. ASCHE

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von P. OPVEA in “Klarstellungen von unterhalb der Hinterbank”

Montag, den 19. Oktober 2020

Wir schreiben schmerzliche Gedichte, die wir gerne selbst lesen.

Denn in der Asche finden wir, was im Feuer verloren ging.

104. JUBELGESÄNGE

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von Carolus Borromeus in “Unweisheiten aus der Provinz”

Montag, den 12. Oktober 2020

In Gesängen gestaltet sich die eigene Zukunft vor.

So meinen wir, wenn wir allmorgendlich unter der eiskalten Dusche die alten Heldenlieder jaulen.

In der unerbärmlichen Strenge des Morgengrauens unsere Tätigkeit in unserem Weltkonzern als stellvertretender Unterabteilungsleiter für Reklame und Sonstiges antretend, werden wir aber Tag nach Tag eines Besseren belehrt.

Uns dem frührentlichen Alter nähernd, singen wir freier und reicher, hemmungsloser auch und präludieren Jubelgesänge von üppiger Fülle und Ungebundenheit.

86. LEERER GELDSACK

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von Carolus Borromeus in “Unweisheiten aus der Provinz”

Montag, den 10. August 2020

Unser leerer Geldsack ist ganz empfänglich für Banknoten aller Art – sei es auch die Türkische Lira.

Und er lässt sich aufgrund unseres aufwendigen Lebensstils nicht vom Gegenteil seiner Einstellung überzeugen.

Warum muss dann auch dieser blöde Onkel aus Amerika uns den großen erblichen Erfolg verwehren, indem er sich  in seinen letzten Stunden entschied, testamentarisch wortbrüchig von uns abzufallen?

Wir sehen es schon kommen: zwecks Beschneidung der Ausgaben wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben, als den jährlichen Weihnachtsbaum durch  heimliches Kappen auf dem Friedhof unseres Nachbardorfes zu beschaffen.

85. JUNGKATASTROPHALMANAGER

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von P. OPVEA in “Klarstellungen von unterhalb der Hinterbank”

Montag, den 10. August 2020

Als angehender Jungkatastrophalmanager war es unser Traum, beim BER-Flughafenbauprojekt auch mal so richtig mitwüten zu können.

Leider sind wir nun etwas zu spät gekommen. Haben uns jetzt bei der Bahn beworben. Sieht ganz gut aus.

81. TROTTEL

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von P. OPVEA in “Klarstellungen von unterhalb der Hinterbank”

Montag, den 27. Juli 2020

Wir haben uns unser Leben lang als Trottel maskiert. Mit unseren 92 Jahren merken wir, dass wir tatsächlich trottelig zu werden beginnen.

Unsere Fähigkeit zur Selbsterziehung ist phänomenal. Das muss man schon sagen.

80. IN DIE HAUSBIOMÜLLTONNE GEKOTZT

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von Carolus Borromeus in “Unweisheiten aus der Provinz”

Montag, den 20. Juli 2020

Wir sind kritische Journalisten.

Nach einem kritischen Kneipenabend haben wir in die Biomülltonne unserer Hausgemeinschaft gekotzt.

Der Hausmeister ist hinter uns her. Er hat‘s gesehen, da ist er gleich in Jogginghose, Unterhemd und Badelatschen los, uns totzuschlagen.

 „Uns!“, rufen wir aus. Mehr gibt es heute von uns als kritischen Beitrag nicht. Dafür reichlich Stockschläge auf den kahlen Schädel des sich heranschleichenden Hausmeisters und hinterher reichlich kritische Beiträge von unseren kritischen Journalistenkollegen.