9. Gemüsegarten

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von Carolus Borromeus in “Unweisheiten aus der Provinz”

Montag, den 30. September 2019

Sie liebt uns. Aber es schadet nicht. Denn sie weiß es noch nicht. So können wir sie weiterhin täglich besuchen, ohne die Unbefangenheit unserer Standpunkte und die Lässlichkeit unseres Lebenswandels aufgeben zu müssen.

In das zarte Weben dieser knospenden Beziehung schlägt nun die raue Faust  des künftigen Schwiegervaters. Uns wird gesagt, wir sollten zur Sache kommen.

Da erlauben wir uns ein freies Manneswort: „Ja, hören Sie mal, Sie Möchtegern-Schwiegervater. Wie man bemerkt, geht es bei Ihnen etwas durcheinander mit den Wertbegriffen. Wir nehmen es puritanisch ernst mit dem Pflichtenkreis der höheren Menschheit und da kommen Sie mit Ihren platten Sachen. Dabei ist es schon ein trauriges Geschick, Schwiegersohn sein zu sollen. Wir haben gar kein Interesse daran, uns dafür auszubilden. Im Übrigen haben wir Ihrerseits brautschatzmäßig bis jetzt nur sehr wenig gehört.“ Das sitzt.

Seitdem lässt er das Gespräch ruhen und blickt bei unseren Besuchen wehmütig hinaus, seinen Gemüsegarten betrachtend.

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Carolus Borromeus

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