194. EINIGE GRÜNSCHNÄBEL

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von Carolus Borromeus in “Unweisheiten aus der Provinz”

Montag, den 7. März 2022

Es ist ein mörderischer Tag.

In unserer Lieblingsspelunke, wo es wieder einmal vor Rührigkeit wimmelt und alles durcheinander rieselt, wie der Sand in einer sich drehenden Trommel, reicht der Oberwirt nicht mehr hin, die wilde Besucherschar im Zaum zu halten. Einige Grünschnäbel wollen gefährlich scheinen und brüllen, sie werden uns alle töten.

Da fühlen wir uns zu einer Herrenrolle in dem Treiben bestimmt. Wir brechen nicht sogleich los, sondern malmen eine Weile mit den Lippen, als müßten wir vor unserer Angriffsrede die Sprechwerkzeuge erst in Ordnung bringen. Unser Blick während dieser Pause liegt aber voll lauernder Drohung. Schließlich sagen wir: “wir sehen nicht die Notwendigkeit Eures Ansinnen ein.”

Die Grünschnäbel sind so geschmackvoll, nicht weiter darauf zu bestehen und stürzen entgeistert nach draußen. Uns ist zur Ohre gekommen, daß sie seit diesem Vorfall häufig in Seniorenheimen anzutreffen sind und dort ehrenamtlich geistliche Lieder vorsingen.

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Carolus Borromeus

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