von Carolus Borromeus in “Unweisheiten aus der Provinz”
Montag, den 2. Dezember 2019
Ein brodelnder Kessel der Meinungen und Gegenmeinungen, der Stimmungen und Verstimmungen ist es nicht, als in unserem Weltkonzern die allwöchentliche Absatzmittelfristprognose diskutiert wird.
Breitbeinig steht der mächtige Gesamtspartenleiter für den nicht-operativen Bereich da, den linken Arm in die Seite gestützt, die Rechte hie und da zu sparsamer, schwerfälliger Bewegung erhebend, und läßt die tiefe Fülle seiner rauen Stimme langsam, Wort für Wort, über unsere Köpfe hindröhnen. Manch einer von uns tritt mit schnellem Schritt nach vorne und dann wortlos noch schneller zurück, wenn er seine brennenden Augen, die rücksichtlos Wahrheit fordern, sieht.
Am Schluß kommen dann die unvermeidlichen Geschichten vom ROI und von den Kostensenkungspotentialen. Wir nicken hart Zustimmung und wanken, vom schlafwandlerischen Ortsgefühl geleitet, dem Ausgang des Besprechungszimmers entgegen.
Wir rechnen: bis zur Rente sind es jetzt nur noch 992 Absatzmittelfristprognosegespräche.