144. DA MÜSSEN WIR UNS ERSTMAL

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von Carolus Borromeus in “Unweisheiten aus der Provinz”

Montag, den 22. März 2021

Aufstrebende Jungmanager versuchen uns, Vorstandsvorsitzende, in letzter Zeit in Bedrängnis zu bringen. Aber wir wollen ihnen nicht den Gefallen tun.

Wir sind alte Wirtschaftswüstlinge. In der nächsten Mittelfristprognoserunde packen wir die Jüngelchen mit der Faust der überväterlichen Macht an: durch drei figürliche Betonschläge lassen wir ihnen den absackenden ROI  symbolisch ins Leib krachen. Einmal in die Brust, dann in die Flanke und schließlich in die Gedärme. Das muss langen.

Aber weit gefehlt: kaum zu Brei geschlagen, stehen die aufstrebende Jungmanager schon wieder vor uns: “Es scheint, dass ein dichter Nebel, eine namenlose Erstarrung, Eure Sinne betäubt. Eure unsicheren Tastversuche, die man im Halbdunkel einer unruhigen Zeit wahrzunehmen glaubt, sind doch nur die Vorzeichen einer nahenden Dämmerung, eines neuen Anfangs. Jahrelang eine fabelhafte Entfaltung, aber für Euch ist der schöpferische Schwung jetzt zu Ende.”

Da müssen wir uns erst mal breit hinsetzen. Wir sollten doch besser, so schnell wie möglich, in den Aufsichtsrat wechseln, glauben wir.

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Carolus Borromeus

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