128. IN EDLER FAULHEIT

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von Carolus Borromeus in “Unweisheiten aus der Provinz”

Montag, den 4. Januar 2021

Erschrecklich unternehmend sind wir nicht: in edler Faulheit verbringen wir meistens unsere Zeit mit bedeutungsvollem Schweigen und stehen dabei gerne gedankenlos an der Theke in der Dorfskneipe. Wir wissen uns dort gegenseitig Dank, dass keiner von uns mit Geschrei und Gewalt die abgemessenen Zirkel des befristeten Daseins des andern stört.

An jenem denkwürdigen Abend werden wir unversehens in einem Strudel von Äußerungslust hineingezogen und geben völlig unbedacht zu bedenken, dass es in diesen schwierigen Zeiten gilt alle Kräfte zusammenzuhalten und weitläufige Umgehungen zu vermeiden.

Seltsam. Diese sparsamen Worte, widerwillig hingebrockt, gehen einige unfreiwillige Zuhörerinnen ein. Schon fragt man uns, wer wir sind. Wir erklären noch, uns von jeglichem Zwang zur Stellungnahme frei zu fühlen, aber schon geht das Gerücht durch die Runde, dass Könige gesprochen haben.

Mit der Beschaulichkeit unseres Daseins ist es seitdem vorbei.

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Carolus Borromeus

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